Survival in der Steinzeit: Wie Ötzi an Salz kam?
Salz, das “weiße Gold”, ist für uns heute selbstverständlich. Aber vor Tausenden von Jahren war es ein kostbares Gut, das nicht überall verfügbar war. Wie haben Menschen wie Ötzi, der berühmte Mann aus dem Eis, ihren Bedarf an lebenswichtigen Mineralien gedeckt? Tauchen wir ein in die Überlebensstrategien der Steinzeit und entdecken wir spannende Alternativen.
Warum Salz überlebenswichtig ist?
Salz enthält Natrium und Chlorid, zwei essentielle Elektrolyte, die für die Funktion von Nerven, Muskeln und den Flüssigkeitshaushalt des Körpers notwendig sind. Ein Mangel an Salz kann zu Muskelkrämpfen, Schwäche und im Extremfall zu lebensbedrohlichen Zuständen führen. Doch in Ötzis alpinem Lebensraum war Salz nicht einfach zugänglich. Salzminen wie die in Hallstatt wurden erst Jahrhunderte später systematisch genutzt.
- Salz aus natürlichen Quellen
Auch ohne Salzbergwerke gab es in der Steinzeit Möglichkeiten, Salz zu gewinnen:
• Salzhaltige Quellen: Manche Gebiete, wie die Gegend um Halle (Sachsen-Anhalt), hatten salzhaltiges Wasser, das durch Verdampfen in Keramikgefäßen zu Salz verarbeitet werden konnte. Diese Technik war vermutlich in der Jungsteinzeit bekannt.
• Halophyten (Salzpflanzen): Pflanzen wie Sellerie, Strandaster oder Queller enthalten natürliches Salz. Archäologische Funde zeigen, dass Sellerie bereits in der Jungsteinzeit verwendet wurde. - Asche als Salzersatz
Eine überraschende Methode der Salzgewinnung bestand darin, Pflanzenasche zu nutzen. Die Asche bestimmter Pflanzenarten enthält Kalium und andere Mineralstoffe, die dem Salz geschmacklich nahekommen. Ötzi und seine Zeitgenossen könnten Asche als Ersatzstoff genutzt haben, insbesondere für das Würzen von Speisen.
So funktioniert’s:
1 Brenne Pflanzen, vorzugsweise Holz oder Kräuter.
2 Sammle die entstandene Asche.
3 Löse die Asche in Wasser auf, um eine mineralstoffreiche Lösung zu gewinnen.
4 Filtriere die Lösung und koche sie ein.
Das Ergebnis ist ein salziger Geschmack, der Speisen würzen kann, ohne echtes Salz zu verwenden. - Mineralien aus der Nahrung
Neben Salz könnten Ötzi und seine Zeitgenossen ihren Mineralienbedarf auch durch andere Lebensmittel gedeckt haben:
• Wildfleisch und Fisch: Diese enthalten von Natur aus geringe Mengen an Salz.
• Blut: Blut von Tieren ist reich an Natrium und Chlorid und könnte ein wichtiger Bestandteil der Steinzeitküche gewesen sein.
• Lehm: Archäologen vermuten, dass das Kauen oder Verschlucken von mineralreichem Lehm unabsichtlich zur Aufnahme von Salz und anderen Mineralien beitrug. - Tauschnetzwerke
Die Steinzeit war nicht so isoliert, wie wir oft denken. Archäologische Funde zeigen ein umfangreiches Handelsnetzwerk. Feuersteine, Schmuck und sogar Salz könnten zwischen verschiedenen Gruppen getauscht worden sein. Es ist möglich, dass Salz aus salzhaltigen Regionen in Ötzis Bergwelt gelangte.
Salz als Luxusgut
Die Verwendung von Salz war wahrscheinlich limitiert und wertvoll. Es wurde nicht nur zum Würzen, sondern auch zur Konservierung genutzt. Fleisch und Fisch konnten durch Pökeln haltbar gemacht werden, was besonders in den kalten Wintermonaten lebensrettend war. Ötzis Ernährung könnte also salzhaltige Konservierungsprodukte enthalten haben.
Fazit: Salz in der Steinzeit – Überlebenskunst und Innovation
Ötzi und seine Zeitgenossen waren wahre Überlebenskünstler. Durch clevere Nutzung der Natur, innovativen Einsatz von Materialien wie Asche und geschicktes Tauschen konnten sie ihren Bedarf an lebenswichtigen Mineralien decken. Während Salz für uns heute selbstverständlich ist, war es für die Steinzeitmenschen ein seltenes Gut, das Kreativität und Einfallsreichtum erforderte.
Also, wenn du das nächste Mal deine Suppe würzt, denk an Ötzi und die geniale Steinzeitchemie. Und vielleicht probierst du ja mal, Salz durch Asche oder getrocknete Kräuter zu ersetzen – ein bisschen Steinzeitfeeling in deiner modernen Küche!
Bildquelle:
© gonzalocalle – AdobeStock

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