Der Magen-Code: Sind wir geborene Jäger oder Pflanzenfresser?
Der Magen als Wahrheitssucher! Wenn es um Ernährung geht, hat jeder eine Meinung. Vegan? Paleo? Carnivore-Diät? Doch was sagt eigentlich unser Körper selbst dazu? Die Antwort liegt – wortwörtlich – in unserem Magen! Denn unser Verdauungssystem ist ein biologischer Geschichtsunterricht, der Millionen Jahre Evolution in sich trägt.
Es gibt viele Mythen darüber, ob der Mensch als Pflanzenfresser, Fleischfresser oder Allesfresser konzipiert wurde. Also schnallen wir uns an, werfen einen Blick auf wissenschaftliche Daten, evolutionäre Zusammenhänge und – natürlich – auf das, was unser Magen dazu sagt.
Die Säurefrage: Warum unser Magen gefährlicher als der eines Löwen ist
Wenn wir erfahren wollen, welche Nahrung für uns „artgerecht“ ist, müssen wir uns das Magensäure-Niveau anschauen. Die Magensäure ist unser geheimer Assistent, wenn es um Verdauung und Krankheitsabwehr geht. Sie hilft, Proteine zu spalten, Mineralstoffe verfügbar zu machen und – ganz wichtig – Bakterien und Parasiten abzutöten.
Jetzt kommt’s: Der Mensch hat eine deutlich saurer eingestellte Magensäure als klassische Fleischfresser wie Hunde oder Katzen!
Das klingt erstmal komisch, oder? Schließlich haben wir keine Reißzähne wie Löwen und auch keine Krallen wie Wölfe. Trotzdem liegt unser Magen-pH-Wert mit 1,5 auf einer Stufe mit Geiern und anderen Aasfressern – während Hunde und Katzen eher bei 3,5 bis 4,5 liegen.
Warum so sauer, Mensch?
Diese extreme Magensäure gibt uns einen evolutionären Vorteil: Sie kann Krankheitserreger neutralisieren, die sich in Fleisch (vor allem in altem Fleisch) befinden. Das ist ein typisches Merkmal von Aasfressern oder Allesfressern, die nicht nur frisches Fleisch, sondern auch mal alte Beutereste essen.
Das heißt nicht, dass wir Geier sind – aber es bedeutet, dass der menschliche Magen darauf ausgelegt ist, Fleisch zu verdauen und Krankheitserreger darin unschädlich zu machen.
Pflanzenfresser? Fehlanzeige!
Vergleichen wir das mit echten Pflanzenfressern wie Kühen, Pferden oder Gorillas: Diese haben eine deutlich weniger saure Magensäure, weil sie Zellulose (den Hauptbestandteil von Pflanzenfasern) mit Hilfe von Mikroorganismen verdauen. Der Mensch besitzt diese spezialisierten Mikroben aber nicht in ausreichender Menge – was erklärt, warum wir keine reine Pflanzenkost effizient verwerten können.
Experimentelle Archäologie: Was unsere Vorfahren wirklich gegessen haben
Die experimentelle Archäologie gibt uns spannende Einblicke in das, was unsere Vorfahren gegessen haben. Und die Antwort ist klar:
Sie waren Jäger und Sammler – keine reinen Pflanzenfresser!
- Fossile Zähne & Werkzeuge: Studien an fossilen Gebissen zeigen, dass unsere Vorfahren eine Mischung aus Fleisch und Pflanzen konsumierten. Die Abnutzung der Zähne und die gefundenen Schnittspuren an Knochen zeigen klar, dass bereits Homo erectus vor 2 Millionen Jahren regelmäßig sein Fleisch gegessen hatte.
- Jagdbeweise: Archäologische Funde zeigen, dass Menschen bereits vor 1,5 Millionen Jahren aktiv gejagt haben – nicht nur Aas gefressen.
- Darm-Länge & Verdauung: Unser Darm ist weder so kurz wie der eines Löwen noch so lang wie der eines Pflanzenfressers. Er liegt genau in der Mitte – ein weiteres Indiz für eine omnivore Ernährung.
Moderne Medizin: Welche Ernährung macht uns gesund?
Die Medizin bestätigt, dass eine ausgewogene Ernährung mit tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln für den Menschen optimal ist. - B12-Problem: Vitamin B12 kommt nur in tierischen Produkten vor. Menschen, die es nicht supplementieren, entwickeln Mangelerscheinungen.
- Eisen & Zink: Fleisch enthält „Häm-Eisen“, das unser Körper wesentlich besser aufnimmt als pflanzliches Eisen.
- Omega-3-Fettsäuren: Während einige Pflanzen Omega-3 liefern, ist die tierische Form (EPA & DHA) biologisch aktiver.
Natürlich kann eine rein pflanzliche Ernährung funktionieren, wenn man genau darauf achtet, alle Nährstoffe zu bekommen. Aber evolutionär gesehen waren wir nie reine Pflanzenfresser.
Fazit: Der Mensch ist ein Opportunist
Survival bedeutet Anpassung – und genau das ist unser größter Vorteil! Der Mensch ist kein strikter Fleischfresser wie ein Löwe, aber auch kein reiner Pflanzenfresser wie eine Kuh. Wir sind geborene Allesfresser mit einem Verdauungssystem, das sich an unterschiedliche Nahrungsquellen anpassen kann.
Unsere Magensäure lügt nicht: Wir sind weder reine Pflanzenfresser noch Fleischfresser – sondern pragmatische Opportunisten!
Survival-Tipp von Heiko Gärtner:
Egal, ob du in der Wildnis überleben musst oder einfach gesund essen willst – eine mischköstliche Ernährung aus tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln gibt dir die besten Überlebenschancen. Und wenn du doch mal einen Magenverstimmung hast? Dann weißt du jetzt wenigstens, dass dein Magen so sauer ist wie der eines Geiers!
Quellen & Studien:
1 Beasley, D. E., Koltz, A. M., Lambert, J. E., Fierer, N., & Dunn, R. R. (2015). “The Evolution of Stomach Acidity and Its Relevance to the Human Microbiome”. PLoS ONE.
2 Wrangham, R. (2010). Catching Fire: How Cooking Made Us Human. Basic Books.
3 Cordain, L. (2002). The Paleo Diet: Lose Weight and Get Healthy by Eating the Foods You Were Designed to Eat. Wiley & Sons.
4 Aiello, L. C., & Wheeler, P. (1995). “The Expensive-Tissue Hypothesis”. Current Anthropology.
Bildquelle:
© Sebastian Kaulitzki – AdobeStock
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