Survival-Seil improvisieren – Wie geht ein Notseil aus Stoff?

SirVival

Stell dir vor, du stehst in einem brennenden Gebäude, der Fluchtweg ist blockiert, und du hast kein professionelles Kletterseil zur Hand. Kein Problem – schau einfach an deinem Körper runter! Dein Shirt, deine Hose oder sogar deine Socken können zum Retter in der Not werden. Klingt verrückt? Ist es auch! Aber in einer gewissen Survival Situation zählen Kreativität und ein kühler Kopf mit dazu.


Schritt 1: Klamotten umfunktionieren – DIY-Seil aus Streifen


Du brauchst ein Seil aus Kleidung? Gut, dann opfere ein paar Klamotten und mache einen Sackstich – hier geht’s um dein Leben, nicht um Mode!

So geht’s:

  • Klamotten auswählen: Nimm robuste Stoffe, die nicht sofort reißen, z. B. Jeans, Hoodies, Socken, Handtücher oder Bettlaken (falls vorhanden).
  • Streifen reißen: Zerreiße die Stoffe in 3 cm breite Streifen. Warum 3 cm? Weil das die perfekte Mischung aus Stabilität und Flexibilität ist.
  • Streifen verlängern: Knote die einzelnen Streifen aneinander, bis du eine anständige Länge hast – so lang, dass sie bis zu deinem sicheren Boden reicht. Verwende für die Verbindung der Streifen den einfachen Sackstich und lasse dreimal so viel Überstand wie der Knoten breit ist.

Survival Tipp: Schneide T-Shirts in 3 cm breite Streifen. Für maximale Länge schneidest du sie spiralförmig von unten nach oben. Pro Shirt erhältst du etwa 1,5 bis 2 Meter Seilstreifen​. Durch die Technik des Kreisschneidens erhältst du ein deutlich längeres Rohmaterial zum Knoten.

Schritt 2: Flechten wie ein Survival-Guru


Hier wird’s ernst: Dein „Tau“ muss stabil sein, sonst bist du schneller unten, als dir lieb ist.

Die Technik lautet:

  1. Drei Streifen als Basis: Nimm drei Streifen und mache oben einen Knoten.
  2. Flechten: Flechte die Streifen wie bei einem Zopf (rechte über Mitte, linke über Mitte). Wichtig: Festziehen! Je strammer das Geflecht, desto stabiler das Seil.
  3. Verstärkungen einbauen: Wenn du zusätzliche Streifen hast, knote sie zwischendurch an, um das Seil dicker und reißfester zu machen.

→ Wenn du nicht flechten kannst: Wende eine Ersatztechnik an!

Nimm zwei Streifen, verdreh sie einzeln und dann umeinander, denn dies ergibt die wichtige Grundstruktur. Ein straffer Twist ist entscheidend für die Stabilität​.

Wie kann man ein dickes Tau erstellen, sodass man sich wirklich abseilen kann?

Flechte drei dieser Grundstränge, die du mit deiner gewählten Technik zu einem Seil geflochten hast in die Hand. Für eine maximale Belastbarkeit verflechtest du die geflochtenen drei Seile nun zu deinem dickeren Seil. Nimm von diesen drei dickeren Seilen, drei Stück und verflechte sie dann zu einem dickeren Tau.

Gefahren beim Flechten:

  • Lose Stellen: Wenn du nachlässig bist, entstehen Schwachpunkte, die unter der folgenden Belastung reißen könnten.
  • Unregelmäßige Spannung: Sorgt dafür, dass das Seil beim Abseilen ungleichmäßig nachgibt, das wäre nichts für schwache Nerven.

Schritt 3: Knoten – weil Sicherheit kein Zufall ist


Ein Seil ist nur so gut, wie der Knoten, der es hält. Hier sind die besten Knoten für deine Mission:

  1. Schlingenknoten: Dieser ist perfekt, um das Seil an stabilen Objekten wie Heizkörpern oder massiven Möbeln zu befestigen. Den Schlaufenknoten, verwendest du immer dann, wenn du eine Schlaufe um ein festes Objekt legen musst, sodass sich die Schlaufe zuzieht und du dich abseilen kannst.
  2. Palstek: Einfach und sicher – ideal, wenn du schnell handeln musst. Früher wurde der Palstek auch beim Klettern verwendet, wurde dann aber vom Achterknoten abgelöst. Da er eine große oder kleine Schlaufe bilden kann, wo du dein Seil einhängen oder um etwas binden kannst, ist dieser ebenso ideal, um dein Tau zu verzurren.
  3. Achterknoten: Der Achterknoten ist für die meisten Neulinge der einfachste Knoten zu erlernen, er kann um jedes Objekt geknotet werden. Dies befähigt den Achterknoten dazu, dass du fast in jeder Lage dein Seil fest verknoten kannst.

Tipp: Teste den Knoten immer, bevor du dein volles Gewicht drauflegst. Ein loser Knoten könnte dich sonst schneller Richtung Erde befördern, als dir lieb ist.



Schritt 4: Abseilen ohne Gurt – mit Köpfchen und Reibung



Kein Gurt? Kein Problem. Hier sind zwei Techniken, wie du dich ohne Profi-Ausrüstung abseilen kannst:Abseilen-Duelfersitz in den Bergen

  1. Abseilen mit dem Dülfersitz – der sichere Klassiker für Notsituationen
  2. Der Dülfersitz, benannt nach dem Bergsteiger Hans Dülfer, ist eine Abseiltechnik, die ohne Klettergurt oder zusätzliche Ausrüstung auskommt. Mit einem einfachen Seil und der richtigen Technik kannst du dich sicher abseilen – vorausgesetzt, du achtest auf ein paar entscheidende Details.

Deine Schritt-für-Schritt-Anleitung


Seil vorbereiten:
  • Wähle ein stabiles Seil und wirf es über einen sicheren Ankerpunkt.
  • Die Enden sollten auf jeden Fall bis zum Boden reichen.
Seilpositionierung:
  • Führe das Seil doppelt zwischen deinen Beinen hindurch.
  • Lege es dann von außen um deinen dominanten Oberschenkel (z. B. rechts) herum.
  • Führe das Seil diagonal über deine Brust zur gegenüberliegenden Schulter (links).
  • Von der Schulter läuft das Seil schräg über den Rücken zur Bremshand (rechte Hand).
Abseiltechnik:
  • Bremshand: Diese steuert die Seilbewegung. Ziehe das Seil durch die Bremshand, um die Abseilgeschwindigkeit zu regulieren. Zum Anhalten bringst du die Bremshand vor deine Brust.
  • Freie Hand: Nutze sie, um das Gleichgewicht zu halten.
Körperhaltung:
  • Schwerpunkt nach vorne: Lehne dich leicht nach vorne, um nicht nach hinten zu kippen.
  • Kragen hochziehen: Schütze deine Schulter, indem du den Kragen deiner Kleidung oder einen Stoffrest als Polster verwendest. So vermeidest du schmerzhafte Hautreibungen während dessen.
Unangenehme Überraschungen vermeiden:

Achte darauf, dass das Seil nicht unangenehm in den Schritt drückt. Ein falscher Sitz kann schnell sehr schmerzhaft werden – und du möchtest sicherlich nicht mitten im Abseilvorgang unaushaltbare Schmerzen erfahren!



Zusätzliche Tipps zur Seil Sicherheit



Prusikknoten: Ergänze die Technik mit einem Prusikknoten, um im Notfall gesichert zu sein. Für den Notfall solltest du dich mit einem Klettergurt und einer Totmannschlinge schützen, falls du das Seil mit der Bremshand aufgrund von Hitzeentwicklung oder ähnlichem nicht mehr halten kannst.Prusikknoten

Wichtig ist üben, üben, üben: Diese Technik erfordert etwas Übung, damit du sie im Ernstfall sicher beherrschst. Beginne in einer kontrollierten Umgebung, wie an einem niedrigen Baum oder einer Mauer.

Mit dem Dülfersitz bist du auch ohne teure Ausrüstung bestens gerüstet – nur Mut, und denk immer daran: Sicherheit geht vor!


Wichtig:

  • Wickel Stoffreste um deine Hände oder zieh Handschuhe an, um Verbrennungen und Schürfwunden vorab zu vermeiden.
  • Kontrolliere deine Geschwindigkeit – nichts ist schlimmer, als ungebremst unten an deinem Ziel anzukommen.

Sicherung:

Ankerpunkte & Knoten: Suche stabile Punkte wie Heizungsrohre oder massive Möbelstücke. Nutze zuverlässige Knoten wie den Prusikknoten oder doppelten Achter, um das Seil zu befestigen.



Fazit und letzte Worte der Weisheit


Improvisierte Seile aus Kleidung sind keine Garantie für eine perfekte Flucht, aber sie können in lebensbedrohlichen Situationen für dich den Unterschied machen. Übe ruhig mal vorab – vielleicht bei einem niedrigen Baum im Garten oder Park, oder einer anderen sicheren Plattform. Dann bist du bereit, wenn’s wirklich brenzlig wird. Und denk dran: Ein cooler Kopf rettet Leben. Oder wie man im Survival-Jargon sagt: „Flechte hart, fall weich!“



Bildquellen:

“Abseilen-Duelfersitz in den Bergen” By Wulf Alex – Own work, CC BY 2.5, Link /

“Prustikknoten” Es wird AnticheSere~commonswiki als Autor angenommen (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben). – Die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben., Gemeinfrei, Link
“Sackstich Knoten” Markus Bärlocher, Public domain, via Wikimedia Commons

Author:

Heiko Gärtner ist ein renommierter Survival-Experte mit einer beeindruckenden Vita, die ihn zweifellos als Fachautor auf diesem Gebiet auszeichnet. Er hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten intensiv mit den Themen Wildnis, Survival und Natur verbundenem Leben auseinandergesetzt. Seine fundierte Expertise ist das Ergebnis zahlreicher Ausbildungen und langjähriger Praxiserfahrung. Heiko ist zertifizierter Wildnispädagoge und hat eine Ausbildung zum Survival-Trainer und Wildnislehrer innerhalb von fünfjahren durchlaufen. Darüber hinaus ist er geprüfter Outdoor-Guide und verfügt über eine Spezialqualifikation im Bereich Berg- und Höhlenrettung. Sein Wissen wurde auch außerhalb der Fachkreise anerkannt: Heiko arbeitet regelmäßig als Berater hinter den Kulissen von bekannten Survival-Shows, wo er mit seinem Know-how die Authentizität und Sicherheit der Szenen sicherstellt. Er ist Buchautor und Meister im Bereich Natur- und Landschaftsführung. Neben seiner Tätigkeit als Survival und Wildnis Trainer hat Heiko an internationalen Wildnis und Survivaltreffen teilgenommen, um viele Fertigkeiten der Naturvölker aufzusaugen. Durch seine Arbeit in Extremsituationen – sei es in Alaska, Kanada, in Wüsten oder dichten Dschungeln – hat er wertvolle praktische Erfahrungen gesammelt, die seine Artikel einzigartig machen. Seine Beiträge auf der Survival-Homepage kombinieren wissenschaftlich fundiertes Wissen mit praxisnahen Tipps und spannenden Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben. Er wandert seit 11 Jahren ohne Geld um die Welt und erlebt ein Abenteuer nach dem nächsten. Er hat mit zugeklebten Augen die Zugspitze bestiegen und war für Monate in der Wildnis ausgesetzt. Ob es um die Wahl der richtigen Ausrüstung, den Bau von Notunterkünften oder das Beschaffen von Nahrung in der Wildnis geht – Heiko Gärtner ist der perfekte Experte, um dich mit verlässlichen Informationen und innovativen Lösungsansätzen zu unterstützen.

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