Floßbau wie die alten Meister: Survival-Technik aus dem Schwarzwald

SirVival

Holz, Wasser und Überlebenskunst

Stell dir vor, du bist gestrandet. Dein einziges Ziel: Du musst einen Fluss oder ein großes Gewässer überqueren. Kein Boot, keine Brücke, kein Problem – denn die Natur gibt dir alles, was du brauchst!
Die Schwarzwälder Flößer haben über Jahrhunderte hinweg eine uralte Technik perfektioniert: Den Bau eines Floßes nur aus Holz und Naturfasern, ohne Nägel oder Seile aus Metall. Diese Technik ermöglichte es, tonnenweise Baumstämme über Hunderte Kilometer bis nach Holland zu transportieren – mit nichts als Wasser, Muskelkraft und jahrhundertealtem Know-how.
Aber wie genau funktioniert das? Was braucht man, um ein sicheres und stabiles Floß zu bauen? Und was können Survivalisten heute daraus lernen?

Lass uns tief eintauchen in die Welt der experimentellen Archäologie, traditioneller Handwerkskunst und überlieferten Survival-Techniken.


Kapitel 1: Warum ein Floß und kein Boot?


Ein Boot wird gebaut, um Ladung zu transportieren. Ein Floß ist die Ladung!
Das geniale Prinzip der Flößerei:

  • Das Floß besteht aus dem Material, das es transportiert.
  • Am Ziel angekommen, wird es einfach zerlegt und weiterverarbeitet.
  • Es benötigt keine Nägel, Schrauben oder Metallverbindungen.

Ein Floß war die cleverste Art, riesige Baumstämme zu transportieren, ohne eine einzige Straße bauen zu müssen. Und genau diese Technik kannst du heute noch für den Survival-Einsatz nutzen!



Kapitel 2: Die richtige Holzauswahl – Welche Bäume eignen sich für ein Floß?


Nicht jedes Holz ist gleich! Für den Floßbau brauchst du Stämme mit bestimmten Eigenschaften:

✅ Schwimmfähig: Das Holz muss eine geringe Dichte haben und nicht sofort untergehen. Perfekt geeignet sind:

  • Tanne (Abies alba) – Der Favorit der Schwarzwälder Flößer
  • Fichte (Picea abies) – Leicht und überall verfügbar
  • Kiefer (Pinus sylvestris) – Harzreich und stabil
  • Pappel (Populus spp.) – Extrem leicht, aber nicht so robust

❌ Nicht geeignet:

  • Eiche, Buche, Ahorn – Zu schwer, sinkt wie ein Stein
  • Weidenholz – Schwimmt gut, aber verrottet schnell

Wie finde ich das beste Holz in der Wildnis?

  1. Schlage keine Bäume unnötig! Verwende tote Bäume oder umgestürzte Stämme.
  2. Teste das Gewicht: Ein guter Stamm sollte sich leicht bewegen lassen.
  3. Mache den Wasser-Test: Wirf ein kleines Stück ins Wasser – schwimmt es stabil oder saugt es sich voll?


Kapitel 3: Das Bauen eines traditionellen Floßes – Schritt für Schritt


  1. Die Auswahl des Standorts
    Ein Floß muss am richtigen Ort gebaut werden:
    • Nahe am Wasser – Kein langes Schleppen der Stämme.
    • Mit flachem Ufer – Damit es leichter zu Wasser gelassen werden kann.
    • Nicht in schneller Strömung – Sonst driftet das Floß ab, bevor du fertig bist!
  2. Die Konstruktion des Floßes
    a) Die Grundform bestimmen
    Du brauchst mindestens 5 bis 7 Stämme von etwa 5–10 Metern Länge.
    • Dünnere Stammseite nach vorne → verringert Wasserwiderstand.
    • Dicke Stammseite nach hinten → mehr Auftrieb und Stabilität.
    b) Die Verbindung der Stämme – Wieden statt Nägel
    Die Schwarzwälder Flößer nutzten keine Seile, sondern Wieden – gedrehte Holzseile aus Haselnussruten.
    So stellst du eine Wiede her:
    1 Junge Haselnussruten schneiden – keine Äste, keine Knoten!
    2 Im Wasser einweichen – mind. 24 Stunden, um flexibel zu bleiben.
    3 Über Feuer oder im heißen Ofen erhitzen – dadurch lösen sich die Fasern.
    4 Die Ruten verdrehen, bis ein Seil entsteht – jetzt hast du eine extrem stabile Verbindung!
    🛠 Alternativen für Survivalisten:
    • Rindenstreifen (Linde, Birke, Weide) – stabil, wenn nass verarbeitet.
    • Lianen oder lange Gräser – wenn nichts anderes verfügbar ist.
  3. Mit Wieden das Floß binden – Die traditionelle Technik
    Das Geheimnis der Schwarzwälder Flößer liegt in der Kunst, ein Floß nur mit Holzseilen (Wieden) zu verbinden, ohne Nägel oder Metall. Dazu werden die Stämme mit verdrehten Haselnussruten oder Weidenranken fest aneinander gebunden.
    1 Löcher bohren: Zuerst werden mit einem Schlangenbohrer oder einer Axt schräge Löcher durch die Stämme gebohrt. Diese Löcher verlaufen schräg von oben nach unten, damit die Wieden später das Floß stabil zusammenziehen.
    2 Wieden vorbereiten: Die Haselnussruten werden über Feuer oder in heißem Wasser erhitzt, damit sie elastisch werden. Danach werden sie in sich verdreht, bis ein extrem reißfestes Holzseil entsteht.
    3 Stämme verbinden: Eine Wiede wird durch die gebohrten Löcher geführt und mit einem speziellen Holzknoten (ähnlich einem Zurrknoten) festgezogen. Wichtig ist, dass der Knoten extrem eng sitzt, denn beim Trocknen ziehen sich die Wieden noch weiter zusammen und werden hart wie Draht.
    4 Endfixierung: Die überstehenden Enden werden miteinander verdrillt oder mit einem Keil gesichert, damit sich die Verbindung nicht löst.
    Diese Technik ermöglicht es, ein Floß stabil zu bauen, ohne Metallteile zu benötigen. Die Wieden haben eine Zugkraft von bis zu drei Tonnen, was sie zu einer der stärksten natürlichen Verbindungen macht. Ein echtes Meisterwerk der alten Flößer!
    Wenn du keine Wieden hast und auch keinen Handbohrer, muss du auf deine Axt umsteigen oder mit einem Schrägbalken die Baumstämme zusammenbinden.
  4. Die Stabilisierung des Floßes
    Um zu verhindern, dass dein Floß auseinanderbricht:
    – Querstreben anbringen – kürzere Stämme quer über die Hauptstämme legen.
    – Wieden oder Naturseile festziehen – enger als du denkst!
    – Ein Steuer bauen – ein längerer Stamm hinten hilft beim Lenken.
    💡 Pro-Tipp der alten Flößer:
Damit das Floß nicht hängen bleibt, schnitzt du die vorderen Enden der Stämme zu einer runden Spitze. Das reduziert den Widerstand bei Steinen oder Hindernissen!


Kapitel 4: Zu Wasser lassen und Navigation


Jetzt kommt der Moment der Wahrheit:

  1. Floß langsam ins Wasser schieben – nicht einfach reinschubsen!
  2. Testen, ob es richtig schwimmt – falls es kippt, Gewichtsverteilung korrigieren.
  3. Steuerstamm anbringen – ein langer Stock hilft, das Floß zu lenken.


Kapitel 5: Sicherheitstipps für Survivalisten


Ein Floß ist kein Luxusboot – die größten Gefahren:

  • Hypothermie: Wasser kann eiskalt sein, bereite dich mit wasserdichter Kleidung vor.
  • Strömung und Hindernisse: Steine, Äste und Strudel können gefährlich sein.
  • Kräfte sparen: Ständig paddeln ist anstrengend – nutze die Strömung klug!


Fazit: Die Kunst des Floßbaus – Überleben mit Holz und Wasser


Der Floßbau ist eine uralte Überlebenstechnik, die auch heute noch unglaublich wertvoll ist. Ob du nun einen Fluss überqueren musst, ein Floß als Transportmittel nutzt oder einfach nur deine Survival-Skills auf das nächste Level bringen willst – mit den Techniken der Schwarzwälder Flößer bist du bestens gerüstet! Also, ran an die Äxte, Seile verdrehen und los geht’s – dein Floß wartet!



Quellen & weiterführende Literatur
1 Kühn, R. & Brückner, H. (2020). Die Kunst des Floßbaus: Techniken aus dem Schwarzwald.
2 Schweingruber, F. H. (2013). Holzanatomie für den Praktiker: Bestimmung von Holzarten im Gelände.
3 Hahn, M. (2018). Experimentelle Archäologie und traditionelle Holzverarbeitung.
4 Burschel, H. (2016). Forstwirtschaft und Holztransport im 18. Jahrhundert: Die Geschichte der Flößerei.

Bildquelle:

© Heiko Gärtner 

Author:

Heiko Gärtner ist ein renommierter Survival-Experte mit einer beeindruckenden Vita, die ihn zweifellos als Fachautor auf diesem Gebiet auszeichnet. Er hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten intensiv mit den Themen Wildnis, Survival und Natur verbundenem Leben auseinandergesetzt. Seine fundierte Expertise ist das Ergebnis zahlreicher Ausbildungen und langjähriger Praxiserfahrung. Heiko ist zertifizierter Wildnispädagoge und hat eine Ausbildung zum Survival-Trainer und Wildnislehrer innerhalb von fünfjahren durchlaufen. Darüber hinaus ist er geprüfter Outdoor-Guide und verfügt über eine Spezialqualifikation im Bereich Berg- und Höhlenrettung. Sein Wissen wurde auch außerhalb der Fachkreise anerkannt: Heiko arbeitet regelmäßig als Berater hinter den Kulissen von bekannten Survival-Shows, wo er mit seinem Know-how die Authentizität und Sicherheit der Szenen sicherstellt. Er ist Buchautor und Meister im Bereich Natur- und Landschaftsführung. Neben seiner Tätigkeit als Survival und Wildnis Trainer hat Heiko an internationalen Wildnis und Survivaltreffen teilgenommen, um viele Fertigkeiten der Naturvölker aufzusaugen. Durch seine Arbeit in Extremsituationen – sei es in Alaska, Kanada, in Wüsten oder dichten Dschungeln – hat er wertvolle praktische Erfahrungen gesammelt, die seine Artikel einzigartig machen. Seine Beiträge auf der Survival-Homepage kombinieren wissenschaftlich fundiertes Wissen mit praxisnahen Tipps und spannenden Geschichten aus seinem abenteuerlichen Leben. Er wandert seit 11 Jahren ohne Geld um die Welt und erlebt ein Abenteuer nach dem nächsten. Er hat mit zugeklebten Augen die Zugspitze bestiegen und war für Monate in der Wildnis ausgesetzt. Ob es um die Wahl der richtigen Ausrüstung, den Bau von Notunterkünften oder das Beschaffen von Nahrung in der Wildnis geht – Heiko Gärtner ist der perfekte Experte, um dich mit verlässlichen Informationen und innovativen Lösungsansätzen zu unterstützen.

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