Blut ist dicker als Wasser – und vielleicht salziger als gedacht?
Salz, das “weiße Gold” unserer Ernährung, war schon in der Steinzeit ein wertvolles Gut – nicht nur, um Speisen schmackhafter zu machen, sondern auch für den Körper lebensnotwendig. Aber wie haben unsere Vorfahren wie Ötzi, der berühmte Mann aus dem Eis, ihren Salzbedarf gedeckt? Eine kuriose, aber durchaus plausible Theorie: Tierblut! Klingt nach einer Mischung aus Wissenschaft und Vampirgeschichten, aber werfen wir einen Blick darauf, ob Ötzi tatsächlich Blut statt Salzstreuer auf seinem Speiseplan hatte.
1. Warum Salz so wichtig ist
Salz, genauer gesagt Natriumchlorid, ist für den Menschen unverzichtbar. Es sorgt für:
- Den Flüssigkeitshaushalt,
- Die Funktion von Nerven und Muskeln,
- Und es macht Essen schlichtweg leckerer.
In den Alpen, Ötzis Heimat, gab es keine offensichtlichen Salzquellen. Der Salzhandel war noch in den Kinderschuhen (wenn überhaupt), und Salzminen wie die in Hallstatt entstanden erst Jahrhunderte später. Also mussten Ötzi und Co. improvisieren.
2. Tierblut als Salzquelle?
Blut enthält tatsächlich Natrium, das wichtigste Element in Salz:
- Natriumgehalt von Blut: Rund 0,9 % (9 Gramm pro Liter).
- Das ist ungefähr so salzig wie eine leichte Salzlösung – keine Geschmacksexplosion, aber ausreichend für den Alltag.
Für einen Menschen wie Ötzi hätte der Konsum von Tierblut eine beachtliche Menge Salz liefern können, ohne dass er sich in die Mühen des Salzabbaus oder Tauschnetzwerks stürzen musste. Ein Liter Tierblut hätte etwa 9 Gramm Natrium geliefert, was den durchschnittlichen Tagesbedarf von etwa 2–3 Gramm locker deckt. Klingt praktisch, oder?
3. Wissenschaft trifft auf Humor
Pro Blut als Salzlieferant:
- Blut war leicht verfügbar. Ob beim Jagen oder nach dem Schlachten von Wild, Blut floss ohnehin.
- Es bot nicht nur Salz, sondern auch Eisen und andere Nährstoffe – quasi der erste “Superdrink” der Menschheit.
- Die Steinzeitdiät war ohnehin experimentell. Warum also nicht einen “Schluck Lebenselixier”?
Kontra Blut als Salzlieferant:
- Stell dir Ötzi beim Frühstück vor: “Hm, frisches Blut mit Mammut-Schmalz und ein paar Beeren.” Klingt nicht gerade appetitlich.
- Blut verdirbt schnell. Ohne Kühlschrank hätte Ötzi es schnell verbrauchen müssen, sonst hätte er mehr Bakterien als Nährstoffe konsumiert.
- Und was, wenn er Vegetarier war? Für ihn wäre die Sache dann buchstäblich “blutleer”.
4. Die kulturelle Komponente
Interessanterweise nutzen viele indigene Völker auch heute noch Blut in ihrer Ernährung. Die Massai in Afrika trinken Blut als wichtige Nährstoffquelle, oft frisch gezapft von ihren Rindern. Warum also nicht auch die Steinzeitmenschen? Doch es gibt keine direkten Beweise, dass Ötzi Blut gezielt als Salzlieferant nutzte. Vielleicht war es eher ein Nebeneffekt, der mit dem Genuss von Fleisch und Innereien einherging.
5. Alternativen für Salz in der Steinzeit
Wenn Ötzi Blut verschmähte, hatte er andere Optionen:
- Asche: Pflanzenasche enthält Mineralien und wurde möglicherweise genutzt, um Speisen zu würzen.
- Halophyten: Salzpflanzen wie Strandaster oder wilder Sellerie hätten etwas Salz geliefert.
- Tauschnetzwerke: Vielleicht bekam Ötzi doch mal ein bisschen Salz von wandernden Händlern – für einen besonders schönen Feuerstein oder einen Jagdspeer.
6. Fazit: War Ötzi ein blutiger Salzliebhaber?
Die Theorie, dass Tierblut eine wichtige Salzquelle in der Steinzeit war, ist durchaus plausibel, wenn auch nicht bewiesen. Es ist gut möglich, dass unsere Vorfahren Blut gelegentlich konsumierten – ob als “Durstlöscher” nach der Jagd oder einfach, weil nichts verschwendet wurde. Aber ob es wirklich die Hauptquelle für Salz war? Wahrscheinlich nicht. Schließlich hätten sie nach einer Schale Blut beim Abendessen ständig “Nachschlag” gebraucht. Eines ist sicher: Wenn Ötzi wirklich Blut als Salzlieferant nutzte, hatte er wahrscheinlich keinen blassen Schimmer davon, dass wir 5.000 Jahre später darüber diskutieren würden. Vielleicht lacht er gerade leise in seinem ewigen Eisgrab.
Disclaimer: Kein Blut trinken, ohne vorher deinen Arzt oder Archäologen zu konsultieren. Und nein, das ist kein Aufruf, die Steinzeitdiät zu imitieren – lass den Salzstreuer auf dem Tisch!
Bildquelle:
© gonzalocalle – AdobeStock
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